Jahresbilanz: Preise für Strom, Gas und Heizöl so stark gestiegen wie nie

Heidelberg. Die Preise für Strom, Gas und Heizöl sind im Laufe des Jahres 2021 massiv gestiegen. Zum kommenden Jahreswechsel ziehen die Energiepreise noch weiter an. Die Tarifexperten von Verivox geben einen Überblick.

Gas verteuert sich im Jahresverlauf um 47 Prozent

Die Gaskosten für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden liegen im Dezember 2021 bei durchschnittlich 1.704 Euro pro Jahr. Zu Jahresbeginn lagen sie noch bei 1.162 Euro. Das entspricht einem Plus von 46,6 Prozent. Ein Haushalt im Einfamilienhaus muss damit Mehrkosten in Höhe von 542 Euro tragen.

Hauptgrund für diese unterjährige Gaspreisrallye sind stark gestiegene Beschaffungskosten. Die Einfuhrpreise für Erdgas, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gemessen werden, haben sich seit Jahresbeginn verdreifacht. An den Spotmärkten, wo Gas kurzfristig gehandelt wird, haben sich die Preise für Erdgas im Jahresverlauf sogar mehr als versiebenfacht. Aktuell steht der Preis für eine Megawattstunde bei rund 148 Euro. Zum Vergleich: Im langjährigen Mittel bewegt sich der Preis je Megawattstunde zwischen 10 und 25 Euro.

Im Zuge dieser Entwicklung haben zwischen Januar und Dezember 516 Gasgrundversorger ihre Preise um durchschnittlich 9,4 Prozent angehoben. Dem stehen 16 Grundversorger mit Preissenkungen von durchschnittlich 5,6 Prozent gegenüber.

Hohe Gaspreissteigerungen auch zum Jahreswechsel

„Im kommenden Jahr werden weitere preistreibende Effekte wirksam. Neben den höheren Großhandelspreisen steigt auch der CO2-Preis für fossile Brennstoffe zum Jahreswechsel von 25 auf 30 Euro pro Tonne. Darüber hinaus werden höhere Netzgebühren fällig. Das zwingt fast alle Gasversorger dazu, ihre Preise teilweise kräftig nach oben anzupassen“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Für Januar und Februar 2022 haben bisher 515 der rund 700 Gasgrundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 23,1 Prozent angekündigt. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh entspricht das Mehrkosten von rund 339 Euro pro Jahr. In den von Gaspreiserhöhungen betroffenen Gebieten leben knapp 32 Millionen Haushalte. Kein regionaler Versorger plant, die Gaspreise in den kommenden Monaten zu senken.

Heizölpreise um 41 Prozent gestiegen

Mit dem Wiederanfahren der Weltwirtschaft nach der ersten Corona-Schockwelle legten im Jahresverlauf auch die Preise für Heizöl wieder zu. Im Januar 2021 kosteten 100 Liter Heizöl im bundesdeutschen Durchschnitt rund 49 Euro (netto). Im Dezember belaufen sich die Kosten auf rund 69 Euro (netto). Das entspricht einem Plus von rund 41 Prozent.

„Die Heizölpreise folgen im Wesentlichen der Entwicklung der internationalen Rohölpreise. Im Zuge der Corona-Pandemie waren diese auf ein historisches Tief gefallen. Aktuell stehen die Heizölpreise höher als vor der Krise“, sagt Thorsten Storck. „Durch den steigenden CO2-Preis werden die Heizölpreise voraussichtlich im kommenden Jahr noch weiter steigen.“

Strompreise im Jahresverlauf mit einem Plus von 18 Prozent

Der durchschnittliche Verbraucherpreis für Strom ist seit Jahresbeginn um 18,4 Prozent angestiegen. Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh lagen die Stromkosten zu Jahresbeginn bei 1.171 Euro, im Dezember werden 1.386 Euro fällig. Damit hat sich Strom für private Haushalte um 215 Euro pro Jahr verteuert.

Eine solch starke Preisdynamik innerhalb eines Kalenderjahres war bei Strom bisher nicht zu beobachten. Zwischen Juli und November hat der Strompreis für private Verbraucher fünfmal in Folge ein neues Allzeithoch markiert. An den Spotmärkten steht der Preis für eine Megawattstunde für das kommende Jahr aktuell bei rund 325 Euro. Zum Vergleich: Im langjährigen Mittel bewegt sich der Preis je Megawattstunde zwischen 35 und 55 Euro.

Im Jahresverlauf (Januar bis Dezember) haben 169 regionale Stromversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 5,2 Prozent durchgeführt. 143 Grundversorger haben ihre Strompreise um durchschnittlich 2,2 Prozent gesenkt.

Strompreise bleiben 2022 auf hohem Niveau

Zum Jahreswechsel 2021/2022 sinkt die EEG-Umlage von 6,5 Cent auf 3,7 Cent pro Kilowattstunde. Rechnerisch wäre das für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh eine Entlastung von rund 133 Euro. Gleichzeitig steigen aber die Netzgebühren für Strom im kommenden Jahr im bundesweiten Durchschnitt um 4 Prozent an und erreichen ein neues Rekordniveau. Außerdem haben sich die mengengewichteten Großhandelspreise um mehr als 50 Prozent verteuert.

Diesen höheren Preisdruck geben viele Versorger an die Verbraucher weiter: Für Januar und Februar 2022 haben insgesamt 280 der rund 800 regionalen Stromversorger Stromerhöhungen von im Schnitt 7,6 Prozent angekündigt. Die durchschnittlichen Mehrkosten liegen bei rund 98 Euro pro Jahr. Gleichzeitig vermelden 39 Grundversorger Preissenkungen von durchschnittlich 2,4 Prozent, was einer Entlastung von rund 32 Euro pro Jahr entspricht.

„Die dringend notwendige Entlastung bei den Stromkosten lässt weiter auf sich warten. Trotz der Deckelung der EEG-Umlage wird sich Strom zum Jahreswechsel im Durchschnitt weiter verteuern“, prognostiziert Thorsten Storck

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Methodik

Der Verivox-Verbraucherpreisindex Strom und Gas berücksichtigt jeweils die Preise der Grundversorger und der 30 wichtigsten überregionalen Strom- und Gasanbieter für einen Jahresverbrauch von 4.000 kWh beziehungsweise 20.000 kWh. Die Gewichtung der unterschiedlichen Preisstände wird über die Anzahl der Haushalte der belieferten Regionen vorgenommen. Die Gewichtung zwischen den verschiedenen Tariftypen erfolgt über die aktuell veröffentlichten Wechselquoten der Bundesnetzagentur. Die Heizölpreise stammen vom Statistischen Bundesamt und von esyoil.

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